Bagan – Landschaft der Tempel

Um 4 Uhr morgens in Bagan eingetroffen, hatte ich nicht so ein Glück, wie sonst und benötigte ein Taxi zum online rausgesuchten Hotel. Leider ist in Myanmar so richtig spontanes Backpacken noch nicht möglich, da es Familien nicht erlaubt ist, einfach so Guesthouses zu eröffnen und mal eben Touristen unter zu bringen. Daher verlasse ich mich entweder auf Empfehlungen von Leuten oder aus dem Reiseführer und wenn die zu teuer sind, suche ich online nach Unterkünfte. So bin ich dieses mal in einem, so gar nicht Backpacker-Standard, neu (seit September) eröffneten Hotel mit Pool gelandet, was Promotion-Preise rausgehauen hat. Edelklasse und ich konnte trotz meiner frühen Ankunft mein Zimmer schon nutzen. Sie hatten auch E-Bike-Roller zum Ausleihen, mit denen ich dann Bagan und Umgebung unsicher machen wollte, wenn es hell geworden war.

In Bagan selbst hatte ich nun 2 Übernachtungen geplant und hatte durch den Nachtbus zwei volle Tage vor Ort. Bagan mit seinen Tempeln, Pagoden und Klöstern ist eines der bedeutendsten Kulturstätten dieser Welt. Im 11 Jahrhundert gelangte der Buddhismus von Indien in das damalige noch aus vielen einzelnen Königreichen bestehende Myanmar. Diese Königreiche waren sich auch nicht immer einig und so gab es schon damals Rangelleien ob und welche Form des Buddhismus gelebt wird. Der König von Bagan war jedenfalls so von den Lehren des Buddha überzeugt, dass er begann Steintafeln mit den Lehren zu verteilen, Tempel und Pagoden zum Beten zu bauen sowie das gesamte Land mit Ziegel-Schreine zuzupflastern.

So bin ich mit Reiseführer, Tipps von Sophia und Karte von der Umgebung zu den einzelnen Pagoden-Ruinen. Auf dem Weg nach Old-Bagan, wo der Königliche Palast stand und inzwischen wieder neu errichtet wurde, düse ich also mit meinem maximal 60 km/h schnellen, aber geräuschlosen Gefährt an den ersten Ruinen und auch gut erhaltenen Tempeln. In New Bagan bin ich zur noch voll intakten Law-ka-nan-da Pagode. Hier ist die Stelle, an der König Anawrahta vom König von Sri Lanka eine heilige Zahnreliquie erhalten haben soll. Daraufhin ließ er die Pagode 1059 n. Chr. fertigstellen. Die Reliquie selbst wurde in die Shwezigon-Pagode eingemauert.

Mein erster alter Tempel lag vor Old-Bagan und war natürlich eine besondere Erfahrung für mich. Die Buddha-Figuren sind in den alten Pagoden recht gut erhalten. Manche auch sehr neu, da viele von einem Erdbeben 1975 umgestürzt waren und erneuert werden mussten. Der Name des Tempels war Na-ga-yon. Weiter ging es über Sandwege, Felder und Weideland zur Shwe-san-daw Pagode. Eine helle in weiß gehaltene alte Pagode, bei der man über 3 Etagen und sehr hohen und steilen Stufen auch die oberste Etage erreichte. Von hier hatte ich meinen ersten Bagan Rund- und Überblick. Es war absolut erhebend, aber auch erschlagend. Was um alles in der Welt hat den König Anawrahta geritten, diese Mengen an Pagoden in die Landschaft zu setzen. Für die Massen an Ziegel wurde eine Unmenge an Holz benötigt. Damit wurde ein großer Teil des Waldes aufgebraucht und somit auch das Land in recht unfruchtbare Erde verwandelt und wirkt heute noch steppenartig. In der Ferne lassen sich jetzt schön Orientierungspunkte ausmachen – im Nordwesten ist die Tempelanlagen von Old-Bagan mit dem That-byin-nyu Tempel zu sehen, ein riesiger heller Koloss und mit seiner wuchtigen quaderähnlichen Bauart leicht zu identifizieren. Ein weiterer wuchtiger Tempel ist im Südosten der Dhamma-yan-gyi-Pahto. Ein Tempel der nie fertig geworden ist, da der König verstarb. Im Osten der Su-la-ma-ni Tempel, südlich kann man die goldene Spitze der Dhamma-ya-za-ka Pagode ausmachen. Im Gelände sollte mir auch die aktuelle Shwe-san-daw-Pagode die westliche Lage zeigen.

Zwischen den Pagoden befinden sich nur feldwegähnliche Straßen, die alles andere als geradlinig verlaufen. Nach langer Zeit hatte ich meinen ersten Eindruck verarbeitet und machte mich weiter nach Old Bagan. Auch hier konnte man wieder auf die Ebenen des That-byin-nyu und ich erwartete eine ähnliche Aussicht. Aber durch den Perspektiven- und Höhenwechsel konnte man viele der kleineren und wieder weitere größere Pagoden und Tempel ausmachen. Inzwischen war ganz östlich die Shwe-zi-gon Pagode und der Hti-lo-min-lo. Letzterer war auch Bestandteil des Logos von Myat Su’s Tourismus-Agentur. Der That-byin-nyu ist mit seinen 64 m Höhe der höchste Tempel Bagans. So fuhr ich durch die alte Palast-Anlage und zum kleinen Rest der erhaltenen Stadtmauern und einem Stadttor. Wieder weiter zum Ananda-Tempel, welcher eine wahre Pilgerstätte zu sein scheint. Er gehört mit zu den best erhaltenen und größten Tempel Bagans, aber man darf nicht auf das Dach ;-).
Am Hti-lo-min-lo Tempel konnte man die gut erhaltenen Fresken, Gewölbeverzierungen und verzierte Feiler bestaunen. So fuhr ich die Straße gelagerte Straße Richtung Nyaung-U weiter und nach einer kurzen Stärkung mit einer scharfen Suppe mit Shan-Nudeln, ging ich zur Shwe-zi-gon Pagode rauf. Sie war mit ihrer goldenen Kuppel und den angelegten Pavillons zur Meditation ein recht großes Areal der Ruhe.

Aber ich wollte noch einen schönen Platz zum Genießen des Sonnenuntergangs ausfindig machen und fuhr dazu südlich querfeldein zu weiteren Pagoden und Tempeln. Bei der Iza-gaw-na traf ich einen netten Anwohner, der mir eine Ruine im Sin-byu-shin-complex auf meiner Karte einkreiste und meinte, da treffen sich, wenn nur Einheimische und man hat seine Ruhe vor den Sonnenuntergangsjägern. Genau so etwas wollte ich – vielleicht nicht die bedeutendsten Bilder, aber einen für mich genussvollen Moment der Ruhe. Gegen 16.30 Uhr bin ich über weitere Sandwege dort angekommen. Genug Zeit, wenn die Sonne 17.30 untergeht. In einem parkähnlichen Gelände, welches aber schon Ewigkeiten nicht mehr gepflegt wurde, traf ich gerade noch Anwohner, welche mich herzlichst begrüßten und mich mit minimalistischen Englisch fragten, ob ich hoch wolle und wegen Bienen solle ich mich links halten? Ok, danke für die Warnung… In der Pagode selbst war kein hochkommen, aber vielleicht in dem Tempel daneben? Wow, war das dunkel hier – Indiana Jones spielen wollen, aber keine Taschenlampe dabei haben. Wer konnte auch ahnen, dass der Tag noch Abenteuer zu bieten hat. Also LED vom Smartphone an, was hier ja eh mein Schweizer Taschenmesser geworden ist. War zwar bei weitem nicht so effektiv, aber die dunkle Vertiefung hinter dem Buddha in der Wand konnte ich damit ausmachen. Das war sie, die Treppe nach oben. Leider immer noch kein Licht, da diese verwinkelt angelegt sind. In dem schmalen Gang und den steilen Stufen zwänge ich mich nach oben. Viel größer hätte ich auch nicht sein dürfen. Ah, die Biegung war in Sicht- und Tastweite. Dahinter gab es auch endlich wieder etwas Licht von oben. Nur noch eine Biegung, dann wäre ich auf der Terrasse auf dem Dach. Im letzten Moment sah ich auf der linken Ecke auf Bauchhöhe eine große dunkle Beule an der Wand, die sich insgesamt zu bewegen schien. Ah, Bienen und was für viele! Aber alle ruhig, keine flog umher. Waren wohl alle mit dem Nestbau beschäftigt… Also schob ich meinen Körper und Rucksack so eng an der rechten Wand vorbei, wie ich nur konnte. Ein Bienenproblem konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen – da hilft dann auch kein Autan mehr 😉

Geschafft!! Oben, wieder gute Luft, Sonnenschein. Hat schon was Besonderes, allein an so einer alten Tempelanlage zu sein. Jetzt erst verschlug mir der Ausblick den Atem. Ich war fassungslos vor Begeisterung. Die Landschaft war so atemberaubend schön, die ganzen Tempel und bereisten Stätten lagen sichtbar in der Landschaft vor mir. Beeindruckend. Auch die Pagode, auf die ich nicht hoch konnte lag mystisch neben dem gerade erklommenen Tempel.

Auf der Terrasse lagen schon von der Spitze herunter gefallene Ziegel umher.
Also verschaffte ich mir einen Überblick, des besten Sonnenuntergang-Sitzplatzes, holte mein Wasser und mitgebrachte Nüsse von der Busreise aus dem Rucksack. Schoss immer mal wieder ein Bild, aber bezweifle, dass man diesen Moment auf einem Bild festhalten kann. Ich blickte in die Landschaft und war überrascht, mit welcher sichtbaren Geschwindigkeit die Sonne hinter den Bergen verschwand.

Nach Sonnenuntergang setzt rasch die Dunkelheit ein. Also machte ich mich schnell auf den Abstieg und hatte so noch etwas Licht. Auch den Feldweg mit oftmals losen Sand wollte ich nicht im Dunkeln zurückfahren. Also Fleece-Jacke übergestreift und schnellstens zur Straße nach New Bagan und gen Heimat. Auf eine Empfehlung von Myat Su hin kehrte ich noch in das Restaurant Si Thu ein, was auch bei Dämmerung noch einen tollen Ausblick auf den Aye Yarwaddy Fluss bot, der sich von Puta-O im Norden durch das gesamte Land schlängelt und irgendwann in der Andamanensee mündet. Das Essen war traditionell köstlich und scharf. Nach diesem langen Tag war ich froh, im Luxus-Hotel ein warmes Bad nehmen zu können. Aber vorher hieß es noch gut eine halbe Stunde durch die Nacht mit dem Roller.

Im Hotel angekommen erkundigte ich mich nach dem Bootstrip Richtung Mandalay. Aber da habe ich erst morgen eine klarere Meinung.

Bilder-Link:
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