Mandalay meets Banana

Die gestrigen Bootstour von Bagan nach Mandalay war wie beschrieben recht eintönig. Recht breiter Fluss, hier und da eine Pagode am Ufer und interessante Bootsarten. Aber die mit Abstand angenehmste Reisemöglichkeit – ruhige gleichmäßige Fahrt, wenn man müde ist schläft man auf dem Oberdeck, braucht man Schatten geht es auf die gemütlichen Sitze unter das Dach. Insgesamt sind mit mir 9 Reisende an Board, man kommt mit einigen ins Gespräch, irgendwann gibt es Mittagessen und gegen 16.30 Uhr erreichten wir Mandalay. Vom Fluss sah der Hafen mit seinen Schiffen schon beeindruckend aus. Mit einem Motorbike bin ich dann ins Hotel, noch was Tolles gegessen und von der Hotel-Terrasse bei eins, zwei Drinks über die Stadt im Dunkeln geschaut und gelesen.

Heute hatte ich dafür aber ein volles Programm zurecht gebastelt. Nach einem sehr guten Frühstück, bin ich mit einem geliehenen Fahrrad – ok, Zustand trifft es besser, aber hier absoluter Standard, Richtung Palast gefahren. Dieser ist mit 2 km² parkähnlicher Fläche mitten im Zentrum von Mandalay und wirkt etwas wie Tempelhofer Flugfeld, bloß bewachsen. Als Tourist darf man nur von dem östlichen Eingang auf das Gelände. Überall waren Wachen und Armee zu sehen. Wunderte mich etwas, schließlich stand im Reiseführer nichts davon, das es Regierungssitz oder soetwas sei. Aber Zeilen später klärte sich das dann doch. Die Briten hatten es nach der Einnahme von Mandalay als Fort genutzt, später auch im 2. Weltkrieg die Japaner. So lag es nahe, das die Burmesen diese Anlage als Kaserne weiternutzten. Hat man auch selten – Tourismus-Magnet in einer Militärzone. Überall sind Schilder, dass man die Straße nicht verlassen darf. Also tukkel ich brav mit meinem Fahrrad zum Palast. Dieser wurde im Krieg komplett zerstört und wurde erst in den 90’er Jahren komplett nach alten Plänen wieder aufgebaut und rekonstruiert.

Es war eine Stadt in einer Stadt. Ursprünglich war die südlich gelegene Stadt Amarapura der Königssitz. Aber Astrologen fanden den Mandalay Hill so heilig, dass der König samt Gefolge in den neu errichteten Palast gezogen ist. Im Palast sah ich nicht nur die ganzen schönen Hallen und das Gelände, sondern erfuhr auch, dass es ganz schön gefährlich war, zur Königsfamilie zu gehören. Es war fast Tradition, dass der zum Nachfolger Ernannte, von den anderen Familienmitgliedern oder Intriganten umgebracht wurden. Manchmal auch alle, so dass angeheiratete den Thron besteigen konnten. Auch war es üblich bei Neubauten ruhig ein paar Menschen lebendig einzumauern – hält halt besser. Naja, sie sollten dann doch vor bösen Geistern schützen. Wenn die nicht erst jetzt hervorgerufen wurden, weiß ich ja auch nicht. Nach dem ausgiebigen Besichtigen der alten Stätte, fuhr ich weiter zum Mandalay Hill und kam dabei gleich noch an der Kuthodaw Pagode vorbei. Der Name bedeutet 729 Pagoden. So viele stehen hier auch in Reih und Glied. In jeder Einzelnen ist eine Marmortafel enthalten mit Inschriften von den Leeren Buddhas. Es wird behauptet, dass man zum Lesen aller Tafeln 450 Tage bräuchte und es somit das größte Buch der Welt darstellt. Hier traf ich auch eine Gruppe von Nonnen, die mich ansprachen, ob sie ein Foto mit mir machen durften. Ok, kam mir ja als Europäer ja bekannt vor. So kam ich mit Dinn – der Ältesten in ein schönes Gespräch und war über ihr ausgezeichnetes Englisch überrascht. Sie sagte mir daraufhin, dass sie 4 Jahre in New York im Kloster war. Wow – nach weiteren Gesprächen und mein Outing als Deutscher, grinste sie und meinte, dass in ihrer Gruppe auch eine Deutsche Nonne sei. So hatte ich eine schöne Gelegenheit mal wieder Deutsch, aber vor allem mit einer Nonne zu sprechen, die seit 2004 in Asien ist und seid 4 Jahren in Myanmar. Leider have ich vor voller Freude vergessen, nach ihrem Namen zu fragen. Aber vielleicht schreibt sie an meine Mail, da ich die Daten mit Dinn ausgetauscht hatte. Sie kam aus Freiburg und lebte auch eine Weile in Berlin, Kreuzberg. Was für ein Zufall in dieser Welt. Sie wünschte mir noch liebe Kontakte auf meinen Reisen und dass ich in den Flow des Landes finde. Ich glaube, das habe ich inzwischen geschafft. Es geht alles von der Hand und die Leute sind so freundlich zu mir.

Nach einem Suvenierkauf beim Ausgang begab ich mich auf dem einstündigen Aufstieg auf den Hügel. Da der ganze Berg heilig ist, hat man schon am Beginn der Treppe seine Latschen auszuziehen, so wie es bei allen Pagoden und Tempeln Pflicht ist. Also ging ich die im ZickZack führende Stufen barfuß aufwärts. Tolle Ausblicke über Mandalay, Terrassen mit Buddhafiguren, dir zum Verweilen einluden, machen den Aufstieg absolut angenehm. Es war auch noch Vormittag, so war die Sonne noch nicht so heiß. Irgendwann war ich den Pilgerpfad oben, konnte mir nun ein langes Leben wünschen – soll bei allen die den Berg zu Fuß hoch sind funktionieren – und weitere schöne Bilder schießen.

In einer der vielen Garküchen nutzte ich die Ruhe und den obendrein fantastischen Ausblick, um mir mein verdientes Mittag, Suppe mit Nudeln, Gemüse und Hühnchen zu gönnen.

Runter bin ich kostenlos mit einem freundlichen Pick-Up zusammen mit Locals gekommen. So habe ich rund eine Stunde Zeit gespart und konnte gleich mit meinem neuen Drahtesel zur Shwenandaw Kyaung Pagode, eine komplett aus Holz gefertigte und sehr alte Pagode. Gegenüber lag noch ein Tempel, welchen ich mir auch gleich ansah.

Jetzt war es Zeit für Mandalay Downtown. Außerdem wollte ich noch zusehen, ob ich Karten für ein Marionettentheater für den Abend erhalten konnte. Ich fuhr also die Parallel-Straßen zur 66th südwärts. Nur zwei Straßenblocks vom Palast entfernt, gab es ein merkwürdiges Treiben und Bilder die zu einem Dorf und zu eine Metropole gleichermaßen passten oder eben auch nicht passten. So habe ich Ochsen mit Karen an einer Einfahrt neben einem Hochhaus gesehen. Rinder die selbstständig den Weg über vier spurige Straßen völlig entspannt fanden. Die Autos warteten brav. Mit meinem Fahrrad war ich irgendwie am schnellsten unterwegs. Am Mandalay-Marionettentheater angekommen erstand ich das Ticket und machte es mir in einem Café gemütlich, um das Treiben in den Straßen zu beobachten. Weiter ging es südwärts, wo ich keine konkrete Sehenswürdigkeit hatte, sondern nur ein spannend aussehender Park in der Karte verzeichnet war. Dabei fuhr ich an einem Traditionellen Massagestudio vorbei. Die letzte hatte ich vor über 11 Jahren in Bangkok. Erstens wollte ich meinem Körper mal was Gutes, der so super mitgespielt hatte, auf der anderen Seite wollte ich wissen, ob es eine Wohlfühl-Massage ala Netti wird, oder eine Aua-Massage mit vollem Körpereinsatz des Masseurs. Ohne große Worte wurde ich schon auf eine Matratze verwiesen und sah, dass das Studio recht guten Zulauf hatte. Aber es wurde mir auch klar, dass ich hier gedehnt, geklopft und heftigst die Muskeln weich geprügelt bekommen würde. Während der Massage durfte ich gleich mehrere „Spock-Griffe“ kennenlernen und Stellen die in Ordnung schienen bekamen aufgezeigt, was eigentlich tief unter den Muskeln zu erwarten war. Zu einer neuen Erfahrung gehörte, wie jemand auf meinem Rücken so spazieren geht, dass mir die Luft weg blieb und ich mich darauf konzentrieren musste, wann ich denn mal wieder atmen durfte. Nach dem ich mich mehr als losgelöst fühlte, war die Massage nach einer Stunde durch.  Ich bekam einen guten Kaffee und schwang mich jetzt nicht mehr ganz so dynamisch auf mein Fahrrad weiter den Weg südöstlich folgend. Dabei gab es viele Eindrücke des alltäglichen Lebens in Mandalay zu erhaschen und ich erreicht eine von einem Markt zugebaute Fläche an einem stinkendem Wassergraben – meinem Park. Davon etwas desillusioniert freute ich mich auf dem Rückweg zum Theater ein gutes Restaurant zu finden, in dem ich die Zeit bis zur Aufführung verbringen konnte. Ich wurde beim Green Elefant fündig und saß an einem künstlich angelegten Teich mit Bambuspflanzen. Hier genoss ich auch als Dessert gebackene mit Honig überzogenen Bananen und dachte auf einmal an den neuen Cocktail in Nyaungshwe. Gern hätte ich diesen jetzt getrunken, aber das Restaurant sah jetzt nicht so experimentierfreudig aus. Daher verbrachte ich die Zeit mit der Planung von morgen und beschloss, irgendwie mit dem Bus oder Pick-Up nach In-Wa und Amarapura zu kommen.

Es waren ausschließlich Touristen in dem Folklore-Stück mit traditionellen Tanz, tollen und typischen Stücken mit den Puppen und witziger Einlagen der Puppenspieler. Nach dem Stück verabschiedete sich der Altmeister des Theaters mit seinen 84 Jahren bei jedem persönlich und fragte, woher jeder kommt. Dabei waren in meiner Reihe noch zwei frisch aus Bagan angenommene deutsche Backpacker, die nur 8 Tage für Myanmar hatten und den gesamten Dezember noch Thailand, Laos und Kambodscha sehen wollten. Für meinen Geschmack etwas zu heftig, aber sie fliegen viel. So waren sie sogar für einen Drink zu fertig und jeder ging in sein Hotel. Es war ja für Myanmar-Verhältnisse mit 22 Uhr ja auch schon spät.

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