Unglaubliche Geschwindigkeit

Ein Rütteln an meinem Arm und die Frage – Kalaw, Kalaw? weckten mich heute unsanft aus dem sicher nicht tiefen Bus-Schaukel-Schlaf. Immer wieder nach der besten Halbliege-Position suchend, war es mir tatsächlich gelungen so wegzunicken, dass ich mich erschrocken hatte. Nach „nur“ 9 Stunden überbrückten wir eine Strecke von 550 km. So überraschend ich wach wurde, meine sieben Sachen zusammen kramte und aus dem Bus gespuckt wurde, so überraschend waren auch die Temperaturen in Kalaw gegen 4.30 Uhr. Noch gefühlt die Sonne vom Strand in Gedanken, weckten mich ganze 10 Grad soeben richtig auf. Und ich war sofort am Überlegen, wo ich bitte hier im Dunkeln auf der Straße meine Klamotten wechseln soll…

Um die Uhrzeit ist selbst in Asien noch nichts los. Die Straße runter war aber zum Glück ein Guesthouse, was offen war und ich ohne ein Zimmer nehmen zu müssen, mich in einen der vielen Sitzmöglichkeiten umziehen und den Rucksack organisieren konnte. Mit dem Ziel mich in Kalaw umzuschauen und eines der Trekking-Agenturen ausfindig zu machen, beschloss ich mich 5.30 Uhr auf den Weg zu machen. Der Markt öffnet gegen 6 Uhr – daher gut Zeit zum Orientieren und Leute befragen.

Nach einem typischen Frühstück ( Suppe mit Nudeln, Ei und Gemüse neben grünem Tee) – absolut wohltuend bei der frischen Luft, fand ich tatsächlich Sams Trekking, welcher in meinem Reiseführer angepriesen wurde gegen 6.30

Nach einer sehr freundlichen Begrüßung und Erörtern der Möglichkeiten, zu Fuß zum Inle-See zu kommen, entschied ich mich für einen 70 km 3-Tages-Trip mit Guide, kleiner Gruppe und sofortige Aufbruchmöglichkeit ab 8 Uhr. Wow – mit diesem Glück hatte ich echt nicht gerechnet. Klar würde es nach so einer Nacht hart werden, die heutigen 7 Stunden zu Fuß zu bestreiten, aber alles andere wäre nur Zeitverschwendung gewesen. So war ich echt voller Abenteuer-Lust, in Vorfreude und gespannt, mit welchen Leuten ich die Tour erleben werde.

Nach Einführung und Reservieren des Hotels in Nyaungshwe, was für mein Hauptgepäck wichtig war, galt es die wichtigsten Sachen in mein Tagesrucksack umzupacken. Und schon ging es los. Die wirklich dynamische Gruppe bestand aus dem exzellenten Guide, Cooki genannt, dem australischen Pärchen Anna-Sopie (gebürtige Französin) und John, der recht aufgeweckt und für viele Späße zu haben war, beide um die 35 Jahre sowie Isaac, ein Südkoreaner, welcher seid 3 Jahren in Yangon lebt und mit 8 Jahren nach Südafrika kam und dort aufwuchs. Er ist Lehrer an einer Schule der Botschaft von Südafrika, Schriftsteller und absoluter Herzensmensch. Alle strahlten super Laune und Lust auf Abenteuer aus, auch wenn diese nicht auf dem Silbertablett präsentiert werden. Isaac ging es ähnlich wie mir, auch er ist mit dem Nachtbus von Yangon angereist und wurde sogar schon 3.30 Uhr in Kalaws Kälte geschubst. Also ein Leidensgenosse.

Der erste Tag ging durch den Ort auf einen Berg mit fantastischer Aussicht über die Tee- und Kaffee-Plantagen, weiter durch mehrere Dörfer, Klöster und entlang einer Bahnstrecke, welche die Briten zu Kolonialzeiten verlegt hatten. Die Landschaft veränderte sich, der Boden wurde feuchter und wir kamen an erste Reisfelder vorbei. Dabei konnten wir zusehen, wie der Reis aus den Pflanzen gedroschen wurde und später via Ochsenkarren abtransportiert wird.

Die erste Übernachtung fand in einer normalen Familien-Hütte statt, wo uns der Boden unter dem Dach gehörte. Die Schlafstätte waren Matratzen und Decken auf dem Fußboden, aber völlig ausreichend. Duschen war nicht, dafür kaltes Wasser aus dem Brunnen und Toilette hinter der Hütte. Nach dem sehr schmackhaften, traditionellen Abendessen brauchten wir alle nicht mehr viel, um in tiefen Schlaf zu fallen. Es war wohlgemerkt 19.30 Uhr. Aber ab 18 Uhr ist es hier auch dunkel.

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