Gastbeitrag von Achim:
Heute standen wir um 5.30 Uhr auf. Unsere Tage im Dschungel sollten zu Ende gehen und die Weiterreise bzw. ein Brückentag stand auf dem Plan. Aber der Reihe nach. Nach dem Frühstück liefen wir erstmal durch den Dschungel zurück zum Rio Madre Dios (dieses Mal ohne Fahrt über den See, unser Guide hatte es heute Morgen eilig und hatte schon zum Frühstück gedrängelt). Mit dem Langboot fuhren wir flussabwärts zu einer indigenen Farmerfamilie, die am Rande des Wassers wohnt und Bananen und Ananas anbaut.
Hier sollten wir eine kleine Einführung in die traditionelle Lebensweise der hiesigen Amazonasindianer bekommen. Die drei Menschen traten in „traditioneller“ Bekleidung auf, gaben Kostproben einheimischer Folklore und baten Schmuck zum Kauf dar. Naja – ich stehe solchen Darbietungen immer kritisch gegenüber, aber die Leute verdienen sich immerhin ein bisschen dazu und die Kinder unser Gruppe konnten sich im Pfeil- und Bogenschiessen üben. Danach ging es über den braunen Fluss zurück nach Puerto Maldonado. An Urwald, Lodges und Bananenanpflanzungen vorbeifahrend ließen wir uns zufrieden mit dem gestern Erlebten den Fahrtwind ins Gesicht wehen. Wir verabschiedeten uns um ca. 11 Uhr von unserer australischen Familie, fuhren zum Busterminal und kauften die Bustickets nach Puno und damit zum nächsten Ziel.
Da der Bus erst um 17 Uhr fahren sollte, mussten wir irgendwie die Zeit in diesem Nest verbringen. Ein trostloser Ort ohne Energie. Puerto Maldonado wurde irgendwann vor 20 Jahren groß, als am Fluss Gold entdeckt wurde. Eine Golgräberstadt mit der üblichen Ansammlung an Blechhütten und planlos gebauten Gebäuden mit ca. 60.000 Einwohnern. Zum Glück entdeckten wir die beste Gelateria am Ort, in der es sich schön die Zeit verbringen ließ und es auch Strom zum Laden unserer Technik und Wifi gab. Hier machten wir es uns gemütlich und versorgten uns mit Milchshakes con Platano. Außerdem buchten wir einen Flug von Arequipa nach Lima für den vorletzten Tag unserer Reise. Schnell kauften wir uns noch Proviant auf dem hiesigen Mercado für die nächtliche 14-stündige Busfahrt nach Puno. Das Einkäufen auf einem solchen Markt ist ein Erlebnis. Man bekommt alles von der Schraube, über alle Arten von Klamotten bis zu Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Fleisch, welches offen auf Tischen feilgeboten wird. Zum Markt sind wir übrigens mit dem Tuktuk gefahren, diesen seltsamen dreirädrigen Taxen, die es auch in Thailand oder Indien gibt. Nach dem Einkauf ging es zum Busterminal und unsere dritte Nachfahrt von der Amazonastiefebene zum 3800 m hohen Titikakakasee begann.
Das Busfahren hier ist übrigens so ne Sache. Peru ist sehr groß und man braucht Zeit, um voranzukommen. Um keinen Tag zu verschenken, fahren wir meistens nachts. Die Fahrten gehen dann meisten über 14-22 Stunden. Sie werden von vielen Gesellschaften angeboten. Die Reisebusse sind recht modern mit mehreren Klassen, aber immer mit Liegesesseln, die man nach hinten klappen kann. Auf unserer Fahrt von Lima nach Cuzco war alles frisch und die Stewardess servierte uns Getränke, Abendessen und Frühstück, ausserdem gab es fast aktuelle Filme mit englischen Untertiteln. Heute stellte sich der Bus als etwas älter mit abgeranzten Sesseln heraus, es gab keinen Service und die Klimaanlage führte abwechselnd zu Hitzewallungen oder Frierbrand. Die sich in 10-Sekunden-Intervallen wiederholende „Bordmusik“ führte bei Jan und mir zusammen mit den angsterfüllenden Schwankungen unseres um die Kurven rasenden doppelstöckigen Busses zu einem psychedelischen Rauschzustand.