1. Tag auf dem Salkantay-Trail

Wie gestern mit dem Einführungsguide besprochen, sollten wir heute zwischen 4.30 und 5.00 Uhr vom Hostel abgeholt werden. Als brave Deutsche stellten wir uns natürlich pünktlich an die Straße vor dem Hostel, um schnell aufzuspringen. Es wurde fünf… Nichts außer die hupenden Taxen durchquerte unsere Gasse. Langsam erwachte Cuzco – es wurde 5.30 – wer uns auch immer abholte, spielte inzwischen mit seinem Leben, da wir gern die Stunde länger geschlafen hätten. 5.45 beschlossen wir mit Hilfe des Hostel bei der Agency anzurufen und zu fragen, wann es denn nun los geht. Gleich kommt jemand …

Tatsächlich 5 Minuten später holte uns ein sichtlich aufgeregter Peruaner ab, der sich darüber ärgerte, dass der Pickup nicht geklappt hätte, auf Spanisch seinen Kollegen via Handy runterputzte und uns sagte, dass der eigentliche Bus mit der Gruppe schon nach Mollepata aufgebrochen ist. Also beginnt das Abenteuer mit einer privaten Fahrt raus aus Cuzco zum nächsten Collectivo (so heißen Kleintransporter für bis zu 15 Leute hier), welches uns nach Mollepata brachte. Dort trafen wir dann unsere Gruppe bestehend aus sieben einzigartigen Personen, die wir in den kommenden 3 Tagen näher kennenlernen konnten: Das Europärchen Jonas, ein Däne, und Miriam, eine Spanierin, waren in unserem Alter und hatten beschlossen auch in der Beziehung englisch zu sprechen – aber er lernt auch etwas Spanisch. Miriam wurde sofort als unsere Gruppenärztin erkoren. Ronja, eine nationale Mitstreiterin aus Hamburg, welche sowohl Spanisch als auch Englisch ausgezeichnet spricht. Sie hat mehr Zeit in Peru, da es ihre Praxis-Zeit im Medizinstudium ist, unteranderem war sie so auch schon in Bolivien. Stuart, ein waschechter Walieser, welcher mitten im Jobwechsel den Trip wahrnimmt und immer ein geduldiger Gesprächspartner ist. Er ist nebenbei noch Gitarist und Sänger der Alternativ Rock-Band „The Reads“. Als Gruppenmaskotchen würde ich liebevoll unseren Altersvorsitzenden Kelly beschreiben, welcher mit 68 Jahren so erstaunlich fit und weltoffen ist, dass umso mehr seine Herkunft aus New Mexiko für Gesprächsstoff sorgte. Vor allem durch ihn selbst. Den größten Glücksgriff hatten wir aber wohl mit unserem Guide. Entgegen unseren Erwartungen hatten wir keinen Einheimischen, der gebrochen Englisch spricht, sondern mit Nathan einen 30 jährigen Kalifornier, aus San Franzisco, welcher seit drei Jahren in Peru mit seiner boliviansichen Freundin lebt. Er hat nicht nur klasse Humor, sondern auch viel zu berichten, da er selbst begeisterter Bergsteiger ist und alle …-pichus bestiegen hat. Mit ihm macht das Trekking Spaß und wir tauchen tief in die Natur der Höhenlandschaft um Soraypampa ein.

Abenteuerlustig beschließt die Gruppe den staubigsten Straßenabschnitt von Mollepata aus auf der Ladefläche eines LKW zu überbrücken. Von Cruzpata ging es dann zu Fuß weiter. Da wir mit zwei Köchen und Gepäckabnehmer reisten, hatte man nur sein Tagesgepäck zu schleppen, was die ganze Wanderung natürlich komfortabler machte. Eduin und seinen Pferden sei Dank. Im Camp bestehend aus einem Stall und zwei Zelten angekommen, hatten wir ein hervorragendes Mittagessen aus traditioneller Küche. Da wir durch den Transport und der guten Geschwindigkeit der Gruppe Zeit gewonnen hatten, konnte uns Nathan abseits der geplanten Route die Berglandschaft nebst atemberaubenden Gletschersee zeigen. Alles schön wild und unberührt hier. in 3.900 Metern Höhe ist es war ziemlich dünne, aber klare Luft, welche am ersten Tag unsere eigentlich gute Kondition schon auf die Probe stellte. Aber wir werden entschädigt mit riesigen schneebedeckten Bergipfeln und Höhen, wie Abhängen, die für mich in Relationen vorher nicht greifbar waren. Hier oben ist die Vegetation noch von Grasflächen und verschiedensten Moosen bestimmt. Auch habe ich meine erste wild wachsende Annanas bestaunen dürfen. ich dachte, die wachsen in den Tropen – wieder ein Irrtum.

Pünktlich zum Abendessen zurück, bezogen wir unsere Zelte und bekamen wieder ein hervorragendes Alpaka serviert. Die Gruppe lernt sich immer besser kennen und wir finden schnell gemeinsame Interessen und Diskussionsstoff. Da es am Abend ohne Sonne in der Höhe schnell auskühlt, waren wir um jede Schicht dankbar, die wir in unseren Rucksäcken zum Anziehen dabei hatten. Eduin und Nathan kümmern sich rührend um uns und hielten uns mit einem wildromatischen Lagerfeuer warm, was herrlich im Bergwind flackerte. Mit dem bewährten Zwiebelprinzip müssen wir nun in den kommenden 4 Tagen gut haushalten. Ich knipse nun im Zelt mit Achim und Ronja die Taschenlampe aus. Gute Nacht bis Morgen -auf dass der geliehene Schlafsack die Wärme gut speichern möge. Draußen sind inzwischen 5 Grad.